Project Details
Description
Der Einfluss von politischer Orientierung und Eigennutzen auf die Einstellung zu sozial- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen in der österreichischen Bevölkerung und unter Wirtschaftsexperten.
Key findings
Die vorliegende Studie zeigt, dass das Eigeninteresse eine zentrale Determinante der Akzeptanz von sozial- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen in der Bevölkerung ist. Dies drückt sich besonders dadurch aus, dass die Antizipation negativer persönlicher Auswirkungen („subjektive Betroffenheit“) durch die befragten Personen deren Akzeptanz von Maßnahmen signifikant negativ beeinflusst. Die „objektive“ Betroffenheit, operationalisiert über soziodemographische Stellvertretervariablen, wie Einkommen oder Bildung, ist zwar weniger stark ausgeprägt als die subjektive, tritt aber bei weitem klarer zu Tage als in anderen Studien. Insbesondere das persönliche Einkommen beeinflusst die Einstellung zu wirtschaftspolitischen Themen. Das in den letzten Jahren häufig kritisierte Paradigma des „Homo Oeconomicus“ erhält durch die vorliegende Untersuchung des Akzeptanzverhaltens in der Öffentlichkeit empirische Unterstützung. Die politische Orientierung in der Bevölkerung ist stark fragmentiert. Während die herkömmliche Operationalisierung anhand der Links/Rechts Skala (methodisch bedingt) ein weitgehend homogenes politisches Spektrum anzeigt, ergibt eine Analyse mittels nicht disjunkter politischer Kategorien, ein äußerst vielfältiges Panorama politischer Einstellungen in der Bevölkerung. Im Gegensatz zu dieser Vielfalt in ihren ideologischen Ausrichtungen zeigt sich die Bevölkerung erstaunlich homogen in ihren Einstellungen zu wirtschafts- und sozialpolitischen Maßnahmen. So variieren die Meinungen zwar teilweise signifikant über ideologische und auch objektive Grenzen wie etwa Einkommens- oder Bildungsklassen hinweg, in Summe sind diese Unterschiede allerdings nur geringfügig. Die Untersuchung der wirtschaftspolitischen Meinungsbildung unter Experten hat ergeben, dass diese hauptsächlich durch ihre berufliche Position bestimmt ist. Während im akademischen Umfeld dem „unverfälschten Markt“ das Wort geredet wird, steigt mit der Praxisnähe die Bedeutung von Gerechtigkeitsüberlegungen, die wiederum je nach ideologischer und beruflicher Position zu Gunsten der „niedrigen Einkommen“ oder der „Leistungsträger“ ausfallen. Interessanterweise gehen akademische Ökonomen stärker davon aus, dass die Bevölkerung in ihrer Meinungsbildung ideologisch getrieben ist, während die Wirtschaftsexperten der Parteien und Interessensvertretungen die Bevölkerung in viel größerem Ausmaß als Nutzenmaximierer betrachten. Bei den Experten ist die ideologische Orientierung für die Akzeptanz von wirtschaftspolitischen Maßnahmen die zentrale Determinante. Die Bedeutung des Eigennutzens steht im Hintergrund. Bei allgemeinen Fragen zu sozial- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen zeigt sich, dass bei Experten die politische Orientierung ausschlaggebend für ihre Meinung ist. Dies ist vor allem auch deshalb interessant, da keine andere Variable einen signifikanten Einfluss auf die Einstellung nimmt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Experten hinsichtlich ihrer soziodemographischen Merkmale weitgehend homogen sind, wodurch die ideologischen Unterschiede bei der Meinungsbildung in den Vordergrund treten. Die vorliegende Studie hat gezeigt, dass sich die Einstellungen von Experten in Parteien und Interessenvertretungen über Maßnahmen und deren Effekte weniger an der Bevölkerung als Gesamtheit orientieren, sondern an den von ihnen vertretenen Interessensgruppen. Auch dies könnte man als eine Form des Eigeninteresses interpretieren.
Status | Finished |
---|---|
Effective start/end date | 1/01/08 → 31/12/09 |