Abstract
Einleitung Neuere Theorien aus dem Bereich der musikalischen Interaktion schlagen eine enge, inhärente Verknüpfung von Musik und Körperbewegung vor, sowohl auf Seiten der Musikrezipienten als auch der Interpreten (Leman, 2007). Die Intentionen des Interpreten werden hierbei nicht nur durch die klangerzeugende Bedienung der Instrumente vermittelt, sondern auch durch darüber hinaus gehende expressive Gesten und Tanzbewegungen, welche das Publikum vorwiegend visuell wahrnimmt. Die Verschränkung von Musik und Körperbewegung ist insbesondere im Club-Kontext stark ausgeprägt, in dem hauptsächlich DJs für die musikalische Gestaltung verantwortlich sind. Mit dieser Studie soll untersucht werden, mittels welcher Bewegungen DJs mit ihrem Publikum interagieren und ob diese Bewegungen bewusst oder unbewusst stattfinden. Methoden Die Analyse derartiger Bewegungen wurde in zwei Teilstudien durchgeführt. Zunächst wurde auf das Videomaterial eines bekannten Youtube-Channels zurückgegriffen, der regelmäßig Auftritte von DJs vor Publikum publiziert. In diesem Material sind die Bewegungen der Performer detailliert erkennbar. Eine Auswahl von 15 häufig gesehenen Auftritten wurde inhaltsanalytisch ausgewertet, wobei induktiv ein Kategoriensystem der Bewegungen am Gegenstand entwickelt wurde. In einer zweiten Untersuchung wurden 6 DJs als Versuchspersonen eingeladen, um mit einem Motion-Capture-System (OptiTrack) Bewegungsdaten zu erheben. Dieser Versuch fand im Rahmen eines studentischen Vorspielabends vor Publikum statt, um den DJs ein weitgehend gewohntes Umfeld und Interaktion mit einem Publikum zu ermöglichen. Hierbei wurden die rhythmusbezogenen Rumpfbewegungen an Brust und Hüfte und die eher spezifischen Bewegungen der Handrücken und Ellenbogen währen der Auftritte aufgezeichnet. Abschließend wurden die DJs in einem standardisierten Fragebogen zu ihren Bewegungen befragt. Ergebnisse Erste Analysen des Youtube-Videomaterials zeigen, dass Performer im Club-Kontext stereotype Bewegungen ausführen, die sich in Kategoriensystem einordnen lassen. Die Daten der Motion-Capture-Aufzeichnung werden momentan quantitativ ausgewertet. Hierbei sind die Amplitude, Phasenlage und Richtung der Rumpfbewegungen zum Grundschlag der Musik von Interesse (Spatialisierungsaspekt rhythmischer Bewegung, van Noorden Moelants, 1999), aber insbesondere auch die Häufigkeit und Art der nicht-musikbezogenen Gesten mit den Armen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen nun mit dem Kategoriensystem der Video-Inhaltsanalyse und den verbalen Auskünften der DJs zu Häufigkeit, Art und Bewusstheit der vorgekommenen Bewegungen verglichen werden. Schlussfolgerungen Mit den oben beschriebenen Teilstudien und den laufenden Analysen wird die Anwendbarkeit eines körperbasierten Interaktionsmodells auf nicht-klassische Aufführungssituationen im Club-Kontext untersucht. Dabei lassen sich auf Performer-Seite musikbezogene Verarbeitungsprozesse durch Köperbewegungen erfassen. Zusätzlich werden die aufgezeichneten Bewegungsdaten in Zukunft ermöglichen, visuelle Stimuli als Point-Light-Display zu erzeugen, die bei der Untersuchung der Rezipientenseite dieses Modells verwendet werden können.
Original language | German |
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Title of host publication | Tagungsband der 13. Jahrestagung der Gesellschaft für Musikpsychologie |
Publication status | Published - 2014 |